Leitzins: Der bestimmende Faktor für Zinsen
Der Leitzins ist eine Maßzahl, die von der jeweiligen Notenbank eines Landes (bei uns wegen dem Euro von der Europäischen Zentralbank, EZB) ausgegeben wird. Dieser Leitzins gibt Auskunft darüber, für welchen Zinssatz die Banken Geld bei der EZB leihen können. Und genau deshalb ist dieser Zinssatz so bedeutsam für die Höhe der Zinsen, die Bankinstitute auf ihnen anvertrautes Guthaben zwecks einer Geldanlage bezahlen.
Sind die EZB-Leitzinsen hoch, bezahlen die Banken hohe Zinsen für Spareinlagen wie Tagesgeld und Festgeld, da es dann günstiger für sie ist, mit dem angelegten Geld der Kunden zu arbeiten, anstatt sich teureres Geld von der Notenbank zu leihen.
Sinkt der Leitzins jedoch, dann sinken auch, im fast gleichen Atemzug, die Zinsen für die Geldanlagen, da die Banken dann weitaus günstiger Geld leihen können bei der für unsere Euro-Zone zuständige Europäische Zentralbank. Daran kann man erkennen, dass der Leitzins, der von der Notenbank festgelegt wird, einen erheblichen Einfluss auf die Zinsen hat, die wir für Tagesgeld und Festgeld erhalten.
Nominalzins: Die Höhe der Zinsen auf dem Papier
Die Höhe des Leitzinses hat also eine maßgebliche Bedeutung für die Höhe der Zinsen bei Geldanlagen wie Festgeld und Tagesgeld. Jedoch handelt es sich dabei nur um den Nominalzins, sprich der ausgeschriebene Zinssatz, der auf dem Papier steht und der dann auch so von der Bank (abzüglich der Abgeltungsteuer) für die Geldanlage auf das jeweilige Ersparte als Zinsen bezahlt werden.
Der Nominalzins macht eine Aussage darüber, wie hoch die Zinsen sind, welche das Geldinstitut für die Tatsache ausgibt, dass man sein Geld bei ihr anlegt – nicht jedoch darüber, was das angelegte Guthaben dann wirklich an Zinsen, an realen Zinsen, bringt. Denn hier spielt noch die Inflationsrate eine bedeutende Rolle.
Die Inflationsrate zeigt an, wie die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen ist. Eine hohe Inflationsrate bedeutet: Sie müssen mehr bezahlen als im vergangenen Jahr für all das, was Sie zum benötigen, zum Beispiel Lebensmittel oder Energie.
Die Inflationsrate wird nun mit dem Nominalzins gegengerechnet.
Beispiel: Sie erhalten von der Bank einen Nominalzins von 2 Prozent. Die Inflationsrate liegt nun aber ebenfalls bei 2 Prozent, so dass sich das eine mit dem anderen aufhebt und unter dem Strich eine Null heraus kommt.
Das bedeutet, dass Sie für Ihre Geldanlage im Endeffekt gar nichts bekommen. Denn nur im Zusammenhang von Nominalzins und Inflation ergibt sich dann das, was wirklich von Bedeutung ist:
Realzins: Auf den kommt es an!
So können Sie berechnen, wie hoch die Zinsen in Wirklichkeit (Realzins) sind. Denn nur der Nominalzins allein betrachtet macht keine Aussage darüber, wie die Zinsverhältnisse zu einer bestimmten Zeit sind. Dazu muss der Faktor Inflationsrate noch hinzu gezogen werden, um ein richtiges Ergebnis über das reale Zinsniveau zu erhalten, das zum jeweiligen Zeitpunkt vorhanden ist.
Nehmen wir als weiteres Beispiel den Sommer 2009 mit vemeintlich niedrigen Zinsen für Geldanlagen wie Tagesgeld und Festgeld. Viele haben dann den Fehler begangen, ihr Erspartes umzuschichten – da sie nur den Nominalzins, nicht aber den Realzins gesehen haben.
Dieser liegt jedoch, bei einem nominalen Zinssatz von zum Beispiel 1,75 Prozent und einer Inflationsrate von 0 Prozent, bei guten 1,75 Prozent. Und ist damit nicht niedriger als bei einem Nominalzins von 4,75 Prozent und einer Inflationsrate von 3 Prozent, wie sie im Jahre 2008 vorhanden war.
Deshalb muss ein Sparer immer alle Zusammenhänge aufeinander beziehen, um unter dem Strich auch den Zinssatz zu finden, der tatsächlich, also real, von Banken gezahlt wird. Deshalb lohnt sich immer der Blick auf die Inflationsrate und den Leitzins, der von der EZB ausgegeben wird, um zu sehen, wie das richtige Zinsniveau zum jeweiligen Zeitpunkt aussieht.