Wer Geld übrig hat, der sollte es investieren. Auf dem Sparbuch bringt es kaum Zinsen. Und wird zu viel Geld auf dem Konto gestapelt, drohen sogar Minuszinsen. Auch wenn es in einem Schließfach bei der Bank gebunkert wird, kostet es Geld: Die Gebühren für das Schließfach verhalten sich zum Vermögen ebenfalls wie ein Negativzins.
Eine Investition gewährleistet jedoch das Wachstum des Geldes. Um erfolgreich anzulegen, bewegt sich der kluge Investor traditionell innerhalb drei Dimensionen:
1. Dimension: Rentabilität |
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Ein Investment soll sich lohnen. Das bedeutet: Der Zins sollte so hoch sein, dass das Kapital auch inflationsbereinigt nicht schrumpft, sondern wächst. |
2. Dimension: Risiko |
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Das Investment soll möglichst sicher sein. Das bedeutet: Das Risiko eines Teil- oder Komplettverlustes sollte stets so gering wie möglich gehalten werden. |
3. Dimension: Liquidität |
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Das Investment sollte sich möglichst zeitnah in Cash zurück verwandeln lassen. Kapital, das lange gebunden ist, ist für den Anleger relativ totes Kapital. Es kann zwar als Sicherheit für Kredite dienen, diese müssen jedoch wieder verzinst werden. Ein möglichst schneller Zugriff auf die eigenen Mittel ist daher die bessere Alternative. |
Es ist schon schwierig genug, diese drei Dimensionen unter einen Hut zu bekommen. In der Regel steigt die Rentabilität mit der Risikobereitschaft und der Dauer der Geldanlage. Kurzfristige, sichere Anlagen wie zum Beispiel Tagesgeld sind deutlich schlechter verzinst als Investments, die Mut und Geduld erfordern.
Nun kommt aber seit neuestem eine neue Dimension dazu, die für viele Anleger immer wichtiger wird:
4. Dimension: Nachhaltigkeit |
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Unter dem Begriff "Nachhaltigkeit" wird heute alles zusammengefasst, was eine Geldanlage ethisch stabil macht. Eine nachhaltige Geldanlage soll Projekte finanzieren die möglichst diese Eigenschaften haben:
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Erfüllen Investments diese Bedingungen, können sie als „Ethische Geldanlagen“ anerkannt werden. Das ist in der Praxis erstaunlicherweise einfacher, als man zunächst annehmen möchte.
Sie sind die Macht
Angesichts der Vielzahl an Problemen, welche in der Gegenwart und in der nahen Zukunft bewältigt werden müssen, ist ein Umdenken im Investment mehr als angezeigt.
Es ist den Konsumenten immer schlechter vermittelbar, warum für das Steak und den Brotaufstrich der Regenwald gerodet werden muss.
Die globalen Müllströme auf den Ozeanen sind ebenfalls nicht mehr zu ignorieren. Und wer nach dem Sommer 2018 den Klimawandel immer noch für ein Märchen hält, dem ist definitiv nicht mehr zu helfen.
Gleichzeitig ist der Kapitalismus an sich die einzige Kraft, welche den Mensch nachhaltig zu Handlungen motivieren kann. Gesetze sind schön und gut, sie werden aber allzu leicht im Sinne der nach Effizienz strebenden Industrie verabschiedet. Die wirkliche Macht für eine nachhaltige Veränderung liegt nur bei einer Größe – bei Ihnen, dem Verbraucher und Investor.
Jeder Euro, den Sie ausgeben oder investieren ist ein Statement für die Welt, die Sie haben wollen. Auch wenn sich Trusts, Großbanken, Konzerne und Fonds noch so mächtig geben – alle sind sie gnadenlos von Ihnen, dem Konsument und Anleger abhängig. Gelingt es ihnen nicht, sie von Ihrem Produkt zu überzeugen, bleiben sie darauf sitzen. Das gilt für Brotaufstrich ebenso wie für Kapitalanlagen.
Die goldene Formel: Angebot und Nachfrage
Der Markt kennt nur ein Gesetz: Wo eine Nachfrage ist, da entsteht ein Angebot. Dieses Gesetz ist, was es ist. Es ist praktisch ein Naturgesetz, welches aus ethischer Perspektive nicht zu diskutieren ist.
Das über Jahrzehnte praktizierte ungebremste und rücksichtslose Wachstum hat nur funktioniert, weil die Generationen von Anlegern vor uns sich nicht für die Folgen interessiert haben.
Die Generation von heute sieht sich aber mit den Folgen massiv konfrontiert:
Umweltverschmutzung, Klimaströme, Verschwinden der Artenvielfalt sind Dinge, die bei noch so viel Rendite nur noch schwer vermittelbar werden.
Und jetzt greift auch hier das Marktgesetz: Nachhaltigkeit wird zum nachgefragtem Gut – und schon zeigt der Kapitalismus, dass er durchaus auch anders kann.
Die vierte Dimension als Investment wird zunehmend zu einer nachgefragten Größe. Es besteht für ethische Geldanlagen definitiv eine Nachfrage, die zudem stetig wächst. Ob das sinnvoll oder einfach umzusetzen ist, spielt bereits jetzt kaum noch eine Rolle.
Die Nachfrage ist da, also wird der Markt auch für das Angebot sorgen. Da der Trend zum ethischem, verantwortlichen Investieren gegenwärtig gerade erst Fahrt aufnimmt, ist hier mit einem weiterhin starken Wachstum zu rechnen. Schon alleine dieser Umstand sollte auch den konservativsten Anleger hellhörig machen.
Definition „Ethische Geldanlagen“
Was also soll eine „Ethische Geldanlage“ leisten? Zusammen gefasst lässt sich „Ethisch“ in Bezug auf Geldanlagen einigermaßen mit „Nachhaltig“ übersetzen. Nachhaltig ist, was sich in einer Kreislaufwirtschaft befindet und keinen Schaden an Beteiligten oder Unbeteiligten verursacht. So ist die Bewirtschaftung eines Forstes dann nachhaltig, wenn nur so viel Holz geschlagen wird, wie im Jahr nachwächst. So bleibt zumindest der Bestand erhalten.
Doch mit dem verbrauchsneutralen Rohstoffumgang ist „Nachhaltigkeit“ für ethische Geldanlagen noch lange nicht abgegolten.
Vor allem der Punkt „Kein Schaden an Beteiligten und Unbeteiligten“ ist schwer zu definieren. Der hier eingesetzte Begriff ist „Fairness“. Das bedeutet: Faire Bezahlung, vor allem für die Arbeitskräfte, welche die gehandelte Ware herstellen. Im weiteren Sinne wird „Verzicht auf Kinderarbeit“ ebenfalls als „Fair“ für ethische Geldanlagen gehandelt.
Der Fluch der guten Tat
Doch was sich aus unserer modernen, westlichen Perspektive als „Fair“ darstellt, das muss es nicht unbedingt auch für die Betroffenen in den Ländern sein.
Wird beispielsweise die Kinderarbeit weltweit und rigoros verboten, verschärft man eher die Situation für viele Kinder in den betreffenden Ländern. Ebenso verhält es sich mit der fairen Bezahlung: Einerseits hebt man die Arbeiter in einen Status der Konsumenten und trägt damit zum Wachstum des betreffenden Landes bei.
Andererseits werden mit steigendem Einkommen auch die Ansprüche größer. Und schon sind wieder ein paar Millionen Autos mehr auf den Straßen, ein paar Millionen Kühlschränke mehr am Laufen und ein paar tausend Kohlekraftwerke mehr in Betrieb.
Fazit: Ethische Geldanlagen haben ihre Grenzen. Sie können kurzfristig durchaus Gutes bewirken. Mittelfristig können sie aber stellenweise eine Situation auch verschärfen. Langfristig hingegen ist der Trend „Ethische Geldanlagen“ aber absolut zu befürworten. Sie müssen nur eben stets das ganze Bild betrachten.
Ethische Geldanlagen: Ohne Verantwortung geht es nicht
Ethische Geldanlagen unterscheiden sich deshalb in einem ganz anderem Punkt erheblich von den traditionellen Investments: Es sind keine „Fire and Forget“ Projekte.
Wenn Sie sich wirklich für ethische Geldanlagen interessieren, dann funktioniert das nur, wenn Sie Ihre Aktien, Fonds und Zertifikate genau im Auge behalten. Gehen sie nach klassischer Manier an ethische Geldanlagen heran, wird das zu einem negativen Effekt führen: Der Titel „Ethische Geldanlagen“ verkommt dann nur noch zu einem Marketing-Titel, der mit ebensolchen Marketing-Projekten einigermaßen gerechtfertigt wird. Die eigentliche Rendite wird aber dann doch auf dem klassischen Weg erzielt: Ohne Rücksicht auf Beteiligte, die sich nicht wehren können.
Wie kann ich in ethische Geldanlagen investieren?
Vom Ansatz her unterscheiden sich ethische Geldanlagen in keiner Weise von klassischen Investments. Angeboten werden
- Einzelaktien
- Investmentfonds
- Sparbriefe/Sparbücher
- Direktinvestments
Für Sie als Investor sind die Einzelaktion und Direktinvestments zwar mit dem größten Risiko behaftet. Dafür ist die Nachvollziehbarkeit über das, was mit Ihrem Geld geschieht, umso einfacher. Ein Unternehmen muss in seinem Jahresbericht transparent darlegen, wie es tätig war. Damit kann jede Handlung des Unternehmens von Ihnen auf seine ethischen Grundsätze hin geprüft werden.
Anders sieht es bei Fonds und Sparbriefen aus. Hier wird Ihr Kapital diversifiziert. Mit der breiten Streuung in diverse Aktien und andere Anlageformen werden die Handlungen der einzelnen Unternehmen immer undurchsichtiger. Dahinter steckt keine böse Absicht sondern es ist ganz einfach die Natur dieser Investments. Dennoch können Sie auch bei Fonds Ihrer Verantwortung nach der Kontrolle Ihrer Kapitalwirkung nachgehen.
Da ethische Geldanlagen eine wachsende Bedeutung gewinnen, rücken sie auch immer stärker in den öffentlichen Fokus. So fordert beispielsweise die Verbraucherzentrale von Nordrhein-Westfalen bereits ein Gütesiegel, welche ethische Geldanlagen als solche leichter identifizieren lässt.
Eines der ersten Zertifikate dieser Art wurde 2015 mit dem „FNG-Siegel“ vorgestellt und 2016 erstmals vergeben. FNG steht für Forum Nachhaltige Geldanlagen und genießt vollen Markenschutz. Dieses Siegel ist speziell für intransparente Investments wie Fonds ausgelegt. Mittlerweile liegt den Betreibern sogar eine Anerkennung seitens der Bundesregierung vor. Es spricht also einiges für die Glaubwürdigkeit dieses Zertifikats.
Im Jahr 2018 wurden bereits 45 Fonds mit diesem Siegel ausgezeichnet und konnten sich so als ethische Geldanlagen qualifizieren. Gegenüber dem Jahr der Erstvergabe ist das eine Steigerung von 28%! Interessant ist dabei das Vergabeverfahren von FNG: Wer das immer begehrter werdende Siegel erhalten möchte, der muss sich darauf bewerben. Dazu müssen eine Vielzahl an Vorgaben eingehalten werden, die selbstverständlich auch eine Prüfung bestehen müssen.
Dieses Verfahren gibt dem FNG Siegel eine besondere Glaubwürdigkeit: Es wird nicht nach dem Gießkannenprinzip relativ willkürlich der eine oder andere Fond auf seine Nachhaltigkeit überprüft.
Vielmehr bietet sich das FNG Siegel als Gütezertifikat für ethische Geldanlagen an, die an seiner Auszeichnung interessiert sind. Leider ist das FNG Siegel bislang auf Fonds auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Doch es ist ja auch erst seit zwei Jahren aktiv und konnte schon ein beachtliches Wachstum erzielen. Ethische Geldanlagen sind also definitiv ein Zukunftstrend, den Sie nicht verpassen sollten.